Citizenfour und das Recht auf Privatsphäre – Eine Filmkooperation mit der VHS Ludwigsburg

Edward Snowden löste im Jahr 2013 ein politisches Erdbeben aus, als der frühere Mitarbeiter der National Security Agency (NSA) der USA enthüllte, wie ein globales Netzwerk aus fragwürdigen Überwachungsprogrammen den Geheimdiensten der USA und ihrer Verbündeten weitgehend unkontrollierten Zugang zu privaten Informationen von Internetnutzer_innen gestattete. Snowden, der sich dazu gezwungen sah, vor der strafrechtlichen Verfolgung durch die USA nach Russland zu fliehen, hat auch von Amnesty International Unterstützung erhalten. Im Jahr 2016 forderte mehr als eine Million Menschen weltweit in einer Amnesty-Petition den damaligen US-Präsidenten Barack Obama dazu auf, Snowden zu begnadigen.

Der Dokumentarfilm “Citizenfour” von Laura Poitras beleuchtet die kritischen Wochen im Jahr 2013, in denen der Whistleblower Snowden Kontakt mit verschiedenen internationalen Medien aufnahm und Ihnen Zugang zu geheimen Dokumenten anbot. Wie ein Thriller aus dem realen Leben bietet der Film Einblicke in die heimlichen Treffen von Journalisten mit Snowden während seines damaligen Aufenthalts in Hong Kong und schildert die hektischen Umstände seiner Flucht. Der Film erhielt zahlreiche Preise, darunter den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Dokumentarfilm sowie den Oscar als bester Dokumentarfilm von 2015.

Wenn ihr ebenfalls bei dieser Filmvorführung der VHS dabei sein wollt, findet ihr die Veranstaltungsdaten unten auf dieser Seite. Wir freuen uns auf euch!

Die Auseinandersetzung um die Befugnisse von Sicherheitsbehörden einerseits und das hohe Gut der Privatsphäre andererseits, das in Artikel 12 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert ist, hat in den vergangenen Jahren nicht nachgelassen. Auch heute sehen wir Bestrebungen verschiedener Regierungen und internationaler Organisationen, die Grenzen der staatlichen Überwachungskapazitäten immer weiter auszudehnen. Besonders besorgt sind wir als Amnesty International über die derzeitigen Verhandlungen zur EU-Verordnung über die Regulierung von künstlicher Intelligenz. Darin wird der künftige Einsatz von Gesichtserkennungstechnologie und anderen Formen biometrischer Überwachung im öffentlichen Raum geregelt.

Gesichtserkennungstechnologie kann die Handlungen von allen Personen im öffentlichen Raum exakt nachverfolgen, z. B. wo, wann und mit wem sich eine Person aufhält. So verschwindet einer der letzten, anonymen Rückzugsorte. Eine Massenüberwachung aller Menschen ist aber weder angemessen noch verhältnismäßig. Sie wirkt im Gegenteil einschüchternd auf Personen, die z.B. nicht mehr an öffentlichen Demonstrationen teilnehmen möchten in dem Wissen, dass sie überall und jederzeit überwacht werden können. Zudem werden mit der Gesichtserkennung erneut massenhaft Daten gesammelt, deren Missbrauch durch die beteiligten Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen nicht ausgeschlossen werden kann. Schließlich steigt mit dem Einsatz von Gesichtserkennung ebenfalls die Gefahr von Diskriminierung, da nach Untersuchungen farbige Menschen oder people of color von existierender Software deutlich häufiger fehlerhaft identifiziert werden.

Der Entwurf der EU-Kommission für die KI-Verordnung sieht in Artikel 5(1)(d) lediglich ein Verbot von Gesichtserkennung in Echtzeit und für Strafverfolgungszwecke vor. Zudem sind die Ausnahmeregelungen so weit gefasst, dass die Vorschrift keinem Verbot gleichkommt. Wir fordern daher die Abgeordneten des EU-Parlaments dazu auf, diese Rechtslücke zu schließen und sich für ein umfassendes Verbot von Gesichtserkennung und nachträglicher biometrischer Erfassung durch staatliche und private Akteure in der EU sowie an den Außengrenzen einzusetzen. Unter dem folgenden Link könnt ihr unser Anliegen unterstützen: https://www.amnesty.de/allgemein/kampagnen/unscan-my-face-behalte-dein-gesicht

Mehr Informationen findet ihr auch unter: https://gesichtserkennung-stoppen.de/

Veranstaltungsdaten

Titel: Citizenfour (Englisch mit deutschen Untertiteln)

Veranstalter: VHS Ludwigsburg in Kooperation mit Amnesty International Ludwigsburg, Chaos Computer Club Stuttgart e.V., Katholische Betriebsseelsorge Ludwigsburg

Ort: Kulturzentrum Ludwigsburg, Wilhelmstraße 9/1, 71638 Ludwigsburg

Datum: Donnerstag, 09.02.2023
Uhrzeit: 19:00 – 22:00 Uhr

Preis: Abendkasse 6,00 Euro

Bild: Laura Poitras/Praxis Films, via Vimeo: https://vimeo.com/110281557

Konstantin Eisel

14. März 2023